Werner Ryser: Walliser Totentanz
Das Wallis am Übergang vom 15. zum 16. Jh. Das Tal ist fest in der Hand der Kirche. Der Bischof in Sitten ist geistlicher und weltlicher Herr. Natürlich gibt es auch reiche Weltliche, die zur Macht streben, der Söldnerführer Georg Supersaxo (Jörg Uff der Flüe) zum Beispiel. Zuerst fördert er Matthäus Schiner. Zusammen organisieren sie den Sturz des amtierenden Bischofs (der fremde Fötzel stammt aus Uri: Jost von Silenen). Als Schiner Bischof in Sitten wird, entspannt sich ein langer Machtkampf zwischen ihm und Supersaxo. Schiner ist ehrgeizig und genauso machtgeil wie Supersaxo. Die kleinen Leute werden rücksichtslos geopfert, meist auf den Schlachtfeldern als Söldner. Mit der Reisläuferei ist offenbar Macht und Reichtum zu gewinnen: man ist mit den Mächtigen in Kontakt und liefert ein knappes Gut.
Ryser schildert, wie sich die armen Bauern aus dem Goms anwerben lassen, verlockt durch das Handgeld, aber vor allem durch die Aussicht auf Reichtum durch Plünderungen. Schon auf dem Weg zur Schlacht wird gebrandschatzt, gemordet, vergewaltigt und geplündert. Nach der Schlacht werden die Leichen gefleddert. Da kommt einem schon der IS in den Sinn.
Das Fegefeuer und die Hölle sind allgegenwärtig. Damit lässt sich ein Druck aufbauen. Mit Ablassen kann man sich frei kaufen.
Das Dorf wird von Ryser einmal als vielköpfiger Drache geschildert, der Gift versprüht, Hass und Zwietracht sät. Bevorzugte Opfer sind Aussenseiter. Es genügt, jemanden anzuklagen (Hexerei, Häresie oder sonst ein Vergehen), die Folter fördert immer ein Geständnis zutage. Die weltlichen Herren, das heisst der amtierende Zendenmeier, aber auch Kreditgeber, in deren Schuld sich viele arme Familien befinden, profitieren von der Hinrichtung. Das Gut des Opfers fällt in ihre Hand.
Oder man kann den Angeklagten auch im Verliess schmoren lassen und vergessen.
Es wird viel gelitten, gekämpft, gestorben. Der Tod ist allgegenwärtig. Der Sex ist derb, die Gewalt drastisch geschildert. Das Leben im Hochtal ist hart, Naturkatastrophen können die Ernte vernichten, dann hungert man im langen Winter. Und Hexen können sie herbeiführen, also verbrennt man ein paar Frauen. Und dann kommt noch die Pest: Gottes Strafe für den sündigen Lebenswandel.
Das Buch ist gut und spannend geschrieben. Besonders interessant zu lesen ist es natürlich im Goms oder wenn man das Goms kennt und mit all den Ortsangaben etwas anfangen kann.
Die Capellanis sind aus dem Pomat zugewandert. Sie sind nicht reich und geben die junge Maria dem viel älteren Bertsch Zussen zur Frau. Der ist zweifach verwitwet und braucht eine Frau und eine Mutter für seine Kinder. Nach der Geburt ihres Sohnes Johann verweigert sie sich ihrem Mann.
Sie und Tomlin, ein Reisläufer, den sie gesund pflegt, verlieben sich. Als der Alte sie eines Tages überrascht, schlägt ihn Tomlin tot und flieht. Maria wird verhaftet und in Ernen als Hexe verbrannt.
Johann muss zuschauen. Er ist gescheit, kommt in die Obhut des Rektors In Superiori Villa (Imoberdorf) und wird Pfarrer, ausgerechnet in Münster, wo er ungeliebt ist und bleibt. Weil er den Märtyrer-Christus, zu dem die Leute pilgern, abhängt und auf dem Boden versorgt, kommt er nach Sitten ins Verliess. Das Kreuz wird gefunden, er wird im Kerker vergessen, sein Gut (das Zussen-Gut) kommt an den Münstiger Wirt Egid Lagger und den Pfeifer Johann Gon.
Erst nach 2 Jahren holt ihn In Superiori Villa raus. Er wird als Pfarrer in Münster wieder eingesetzt und erhält sein Gut zurück und einen anständigen Lohn. Beliebt ist er jetzt noch weniger.
Als die Kräuterfrau Josefina Capellani stirbt, übernimmt Magdalena, eine Nichte, das Haus und die Aufgabe als Heilerin. Ihr Bruder Franziskus versucht sein Heil als Söldner, wird aber von Johann Gon vor der Schlacht umgebracht. Egid Lagger hat ihn dazu angestiftet, da Franziskus von Johann Zussen als Pächter angefragt wurde für das Zussen-Gut, das Lagger gern zurückhätte. Der jüngere Bruder Jodok geht auch nach Italien und kehrt viel später mit 3 Kindern aus Italien zurück, nachdem seine Frau an der Pest gestorben ist. Er wohnt bei Magdalena.
1507 wird dem Luzerner Künstler Jörg Keller der Auftrag für einen Altar in Münster erteilt. Magdalena trifft ihn in der Kapelle im Ritzinger Feld. Sie verliebt sich und er nimmt sie und zeugt die Tochter Maria. Sie wird ein verträumtes Kind.
Jodok erfährt, wie sein Bruder Franzikus gestorben ist und rächt ihn. Nachdem er auch Lagger erschlagen hat, verlässt er das Dorf und schliesst sich Supersaxo an, der gegen Schiner kämpft.
Als Magdalena mit ihrer Freundin auf eine Wallfahrt nach Einsiedeln geht, verwüstet ein Unwetter die Ernte im Goms. Da müssen die Hexen im Spiel sein. Die Pfarrköchin wird angeklagt und zieht unter der Folter die Capellani-Mädchen Anna, Elsa und Maria als weitere Hexen hinein. Sie werden in Ernen verbrannt. Magdalena kommt wegen einer Erkrankung zu spät zurück, verflucht die Gommer und verkommt als Bettlerin in Bern.